Bekenntnisse eines Voyeurs


"Störe ich?"

Eine Reihe schneeweißer Zähne blitzten in einem leicht spöttisch lächelnden, tiefschwarzen Gesicht.

Nein. Er störte nicht. Niemand stört mich. Mein Berufsstand zwingt mich, jederzeit für alles und für jeden ein offenes Ohr zu haben. Daher die einladende Geste.

Also trat er höflich näher, "Jambo – Guten Tag!" Er nahm die bläulich spiegelnde Brille ab und betrachtete mich und meine Gefährtin höchst interessiert aus samtbraunen Augen.

Es war die Stunde der Siesta. Wir saßen schweigend und schwitzend unter dem strohgedeckten Vordach eines dieser winzigen Bungalows, die malerisch im Park des Hotels mit dem bezeichnenden Namen 'Safari-Palace' verstreut lagen.

Es roch nach tropischem Regen. Der Himmel über Malindi hatte sich bewölkt. Wie immer um diese Mittagsstunde und um diese Jahreszeit. Violettgraue Gewitterwolken ballten sich über den Kronen der Palmen zusammen, die der feuchtheiße Wind zerzauste.

Der schwarzbraune Strand lag wie ausgestorben tief unter uns zwischen Felsen und Klippen, verwaist wie die Terrassen des Hotels. Satt und träge pennten die Urlauber in ihren vollklimatisierten Apartments und Hütten. Boys und Gärtner waren verschwunden. Keine Menschenseele weit und breit.

Nur Yolanda und ich, wir fanden es angenehmer, noch eine Weile hier draußen im Freien zu sitzen, im lauen, tropischen Wind, in diesen leise knarrenden Schaukelstühlen aus Bambus, umschwirrt von Moskitos, notdürftig abgewehrt durch penetrant aromatisierte chemische Keulen.

Wilde Papageien segelten kreischend über die Dächer der Bungalows hinweg und stürzten sich in die blühenden Hecken.

Wenn dann der unvermeidliche Wolkenbruch beginnt, würden wir in unsere Hütte flüchten, zu unserem täglichen Liebesspiel. Was für mich den Urlaub erst zu einem Urlaub macht. Denn hier - und nur hier! - war ich frei!

Aber nun hatten wir höchst überraschend unerwarteten Besuch erhalten und die Ruhe war dahin.

Vor uns stand ein hochgewachsener, gut aussehender, europäisch gekleideter Afrikaner, stolz wie der Häuptling eines Stammes, und dieser Anflug eines diskret spöttischen Lächelns wich nicht aus seinem Gesicht.

Da er also, wie ich ihm versichert hatten, nicht störte, ergriff er einen dieser verwitterten Gartenstühle und stellte ihn dicht vor uns hin. Dann nahm er Platz und öffnete den Knopf seines Jacketts.

Sein dunkelblauer Seidenanzug war zweifellos Maßarbeit. Alles wirkte irgendwie gestylt: die weinrote Weste, das cremefarbene Hemd mit den Nadelstreifen, die englische College-Krawatte mit dem ebenso obligatorischen wie undefinierbaren Wappen unter der goldgefassten Perle, dazu das passende Stecktuch in der Brusttasche des Jacketts.

Für hiesige Verhältnisse wirkte er erstaunlich vermögend: Goldene Manschettenknöpfe, ein massiv goldenes Armband eine goldene Rollex mit dem üblichen 24-Karat-Armband, vermutlich sogar echt und keine Imitation aus Taiwan,.

An schlanken, manikürten Fingern glänzten geschmackvolle Ringe.

Er schlug das rechte Bein über das linke, bemühte sich um eine korrekte, steife Haltung, und während er seinen Blick von einem zum anderen wandern ließ, fragte er uns ganz formell:

"Sind Sie verheiratet?"

War er der Manager des Hotels, der persönlich die Moral seiner Gäste kontrollierte? Ein Immobilienmakler? Investmentberater? Verkäufer einer Luxus-Safari-Tour? Oder der verkappte Bischof der hiesigen Anglikanischen Kirche, auf der Suche nach Sündern oder Kunden? Hatte er mich enttarnt?

Yolanda und ich sahen uns kurz und amüsiert an.

Ich nickte nur. Es war eine Lüge.

Hätte ich ihm gestehen sollen, dass ich Priester bin? Ein Gottesmann der römisch katholischen Kirche. Der mit seiner illegitimen Gefährtin, stillschweigend geduldet von Öffentlichkeit und Gemeinde, denn in meinem Land ist man toleranter als anderswo, seit über zehn Jahren in Sünde lebt?

Solange man seinen Job tut als Zeremonienmeister bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen, ist jedermann zufrieden und stellt keine weiteren Fragen.

Und solange man scheinbar weltoffen und modern predigt, für die kargen Reste einer sonntäglichen Senioren-Schar, ist man geliebt und anerkannt. Also: warum fragt er mich?

"Sie kommen nicht aus England, wie ich an Ihrer Aussprache, höre, an ihrem etwas eigenartig-harten Akzent?"

"Nein, nicht aus England. Wir sind Holländer. Aus Dordrecht. Eine kleine Stadt an der Maas."

"Trotzdem: Ihr Englisch ist ausgezeichnet!"

"Danke!" Seines war besser. Es klang ein wenig nach Oxford. Der gutturale Akzent war unbedeutend. ‚Very well educated', der Bursche.

"Was tun Sie beruflich?" wollte er wissen.

Wieso konnte er annehmen, dass ich bereitwillig Auskunft geben würde:

"Ich sorge mich um Menschen, um ihre Seelen, und biete ihnen Erbauung und Tröstung. Die Frau an meiner Seite ist Lehrerin. Sie unterrichtet an einem Gymnasium."

"Oh, Sie sind Psychiater? Nichtwahr?"

Ich klärte das Missverständnis nicht auf und fragte nun meinerseits. "Und was, bitte, ist Ihr Beruf, Sir? Wovon leben Sie?"

Das 'Sir' schien ihm zu schmeicheln, trotzdem wich er aus: "Oh, ich bin nur gekommen, Ihnen einige Fragen zu stellen – und dann – eventuell – einen Vorschlag zu machen."

Aha, eine Umfrage. Ein Vertreter des ‚Department of Tourism'. Oder der Animateur einer Reisegesellschaft? Nur zu...!

"Was kostet Sie dieser Urlaub? Darf man das erfahren?"

"Warum nicht ..."

Ich kalkulierte im Kopf, addierte kurz den Pauschalpreis dieser Reise mit den nicht gerade geringen Nebenkosten: "Zweitausend Dollar ... U.S. ... So ungefähr ..." Dass meine Gefährtin diesen Urlaub weitgehendst finanzierte, aus ihrem sehr ordentlichen Lehrerinnen-Gehalt, und meine Gemeinde mich aus rein seelsorgerischen Gründen in Afrika vermutet, verschwieg ich schamhaft.

"Das ist viel Geld!" räumte er ein. "Und was haben Sie als Gegenwert erwartet? Sind Sie zufrieden? Oder enttäuscht? Wie – zum Beispiel – erleben Sie Afrika?"

Afrika? ‚Erleben'? Ja, richtig! Deswegen, und um darüber den Daheimgebliebenen zu berichten, waren wir ja eigentlich hier.

Aber wenn wir schon ins Detail gehen müssen: Wir waren vor zwei Wochen in Mombasa gelandet. Nach einem Nacht-Flug von elf Stunden. Transfer mit dem Bus hierher nach Malindi. Ein Hotel malerisch hoch über den Klippen gelegen. Exklusiv und fünf Sterne!

Erstklassiger Service. Internationale Küche. Morgens Strand. Liegestühle und Sonnenschirme inklusive. Gelegenheit zum Windsurfen, zum Tauchen, zum Jet-Ski-Fahren, zum Segeln oder Tiefseefischen - was wir jedoch alles leichtherzig versäumen.

Zwölf Uhr dreißig Mittagessen. Buntuniformierte Boys, die träge durch den Park, über die Klippen, über den Sand wandern und ihre Gongs, Zimbeln und Glöckchen melodisch abgestimmt schlagen, geben dazu das Signal.

Dann Siesta, bis die mittäglichen Monsun-Wolken mit ihrem von Blitz und Donner begleiteten Wolkenbruch – was man im Prospekt vergessen hatte zu erwähnen – wieder abgezogen sind.

Anschließend wieder hinunter zum Strand, während der Boden von den tropischen Regenschauern noch dampft und nach Blüten und Verwesung riecht und sich Schwärme von Insekten in die Luft erheben.

Achtzehn Uhr Dinner. Wiederum angekündigt durch Gongs und Zimbeln. Internationale Küche. Gute Weine. Aber sonst?

Was hatten wir tatsächlich von Afrika bisher gesehen und was, bitte ‚erlebt'?

Die dienstbereiten Boys, die kaum englisch verstanden, aber ihre Gäste in ‚Big Neckermann' und ‚Little Neckermann' einteilen, je nach der Summe des erhaltenen Trinkgelds?

Die Band der schwarzen Musiker von der Bar? Oder die Tanzgruppe der knallbunt und doch züchtig verhüllten schwarzen Girls, die als ‚Kodak-Folklore-Show' jeden Sonntag von Hotel zu Hotel zieht, begleitet von zwei Trommlern und einem elektrischen Xylophon? War das alles nun das erwartete ‚Erlebnis Afrika'?

Oder die Händler unten am Strand in ihren stets frischgestärkten weißen Hemden zu abgewetzten Jeans, die Muschelketten, Plastikschmuck und allerlei Geschnitztes feilbieten, ‚Airport-Art' der billigsten Sorte, Ebenholzköpfe, Masken, Elefanten, Brieföffner, alles Dutzendware und vermutlich aus Vietnam oder China?

Nein, wir hatten zwar Afrika gebucht, aber hatten es bis heute noch nicht ‚erlebt'. Und die Wahrscheinlichkeit, dass die restlichen acht Tage uns neue Erkenntnisse bringen würden, war äußerst gering.

Ich sagte das alles diesem höflichen, lächelnden und so überaus europäisch-korrekt gekleideten, afrikanischen Mann.

Dass wir ursprünglich tatsächlich die Absicht hatten, mit der einheimischen Bevölkerung Kontakt aufzunehmen, mit Gemeinden und schwarzen Amtsbrüdern hier in Kenia, das verschwieg ich wiederum. Es hätte ihn nur verwirrt und auf die richtige Spur geführt.

Statt dessen sagte ich ihm, wir seien von Afrika fasziniert. Schon weil Yolanda, meine Gefährtin, unter anderem auch Geographie unterrichtet. Und weil Reisen bildet, wie man weiß. Aber die freundlichen Besitzer der kleinen Läden von Malindi, in diesem rührenden Versuch einer ‚Hauptstraße' oder auch im nahen Basar, das waren alles geschäftstüchtige Inder.

Richtig, erhielten wir zur Antwort, die fände man inzwischen überall auf der Welt. Wie auch Sonne und Sand und lauwarmes Meer. Wie ‚McDonald's' oder internationale Hotels.

"Aber Afrika," versprach unser Gast, "ist ganz anders! Eine dunkle, lockende Welt. Ein Kontinent voller Zauber und vitaler Sinnlichkeit. Beherrscht von Begierden und Triebhaftigkeit. Und angefüllt mit Magie und Phantasie und Verführung!"

Er hatte offenbar sein Thema gefunden, schlug zur Abwechslung nun das linke Bein über das Rechte und rieb bedächtig und wie in Gedanken versunken seine langen, schmalen Händen aneinander, deren Innenflächen so überraschend hell, fast babyrosa waren. Und dann versteckte er seine braunen Samtaugen wieder hinter der blauspiegelnden Brille:

"Ich habe Sie gefragt, und vielleicht erinnern Sie sich noch, ob Sie verheiratet wären. Eine überflüssige Frage, denn ich hätte es sehen müssen: Ich beobachte Sie schon seit einigen Tagen. Am Strand. Im Speisesaal. Auf der Terrasse. Diese Harmonie in einer sehr verlässlichen, sehr stabilen Beziehung zwischen zwei Menschen, das lässt sich nicht verbergen."

Wieder schauten wir uns an, Yolanda und ich, kurz nur, ein wenig geschmeichelt, ein wenig peinlich berührt und ahnten nicht, worauf er hinaus wollte. Wir sollten es bald erfahren!

"Sie sind nach Afrika gereist mit Erwartungen, die sich nicht erfüllen werden. Sie haben viel Geld und drei Wochen Ihres Lebens investiert und hätten, wenn Sie dieses Land wieder verlassen, nichts mit nach Hause genommen außer gebräunter Haut, die nach etlichen Tagen wieder verblasst – wenn ich Ihnen nicht begegnet wäre und Sie angesprochen hätte. Ich bin bereit, Ihnen beiden ein Erlebnis zu vermitteln, das Ihnen unvergesslich bleiben wird, solange sie leben, solange Sie sich treu sein werden! Afrika wird Ihnen als ein Ort der erotischen Lust und der Sinnlichkeit ewig in Erinnerung bleiben."

Dann wandte er sich an meine Gefährtin: "Wie heißen Sie, Madame? Wären Sie bereit, mir das zu verraten?"

Sie zögerte nur kurz: "Yolanda van Niekerk."

"Yolanda ..." Er wiederholte ihren Namen, langsam, bedächtig, nachdenklich. Und dann noch einmal: "Yolanda ...! Das klingt ein wenig wie unsere afrikanischen Namen hier im Südosten. Ein schöner Name für eine schöne Frau."

Und obwohl ihm niemand widersprach: "Doch, Sie sind eine wunderschöne Frau. Ihre ebenmäßigen Gesichtszüge. Ihre schlanke Figur ..."

Sein Blick glitt diskret und wie beiläufig über ihre stattlichen Brüste, nackt unter dem dünnen, sehr knappen T-Shirt und weiter über ihre noch knapperen ‚Hot-Pants', über ihre gebräunten Schenkel, bevor er leiser und fast ein wenig lüstern fortfuhr: "Und ganz besonders – Ihr langes, blondes Haar, Madame. Wir Afrikaner finden das natürlich sensationell, das werden Sie verstehen und mir verzeihen! Es ist nur schade: Sie haben es tagsüber immer hochgesteckt ..."

"Ja. Wegen der Hitze ..."

"Ich weiß. Aber abends tragen Sie Ihre Haare offen und das sieht bezaubernd aus!" Er nahm die Brille ab und beugte sich vor. Dabei kam er Yolanda eine Spur zu nah, wie ich meinte. Und dann wanderte sein Samtblick zwischen ihren wasserblauen Augen hin und her.

"Yolanda ... Ich errate Ihre Gedanken! Und ich werde Ihnen einen geheimen Wunsch erfüllen. Einen Traum ihrer zutiefst verborgenen, verbotenen Phantasie. Sie werden solche Gedanken, Phantasien und Wünsche vermutlich leugnen. Sie werden sogar empört sein, weil Sie das, was ich erraten habe, als ‚schmutzig' empfinden. Aber nichts daran ist schmutzig. Im Gegenteil! Es ist ein Traum voller Wunder, voller Liebe, voller Zärtlichkeit. Ein Traum geboren aus der Sehnsucht: Einmal umarmt werden – ein einziges Mal – von einem unbekannten, großen, schwarzen Mann, wie ich einer bin. Hier im Herzen Afrikas. In einem unglaublichen, gewaltigen Liebesakt. Während draußen die wilden Papageien schreien und die Regenfluten des Monsun auf die Dächer niedergehen ..."

Wir waren beide sprachlos.

Und auch er schwieg, machte nun eine Pause und lehnte sich zurück. Aber noch immer wanderte sein Samtblick zwischen Ihren Augen hin und her. Es war wie Hypnose. Und es hatte den fatalen Anschein, als könne sich Yolanda der Wirkung dieses Blicks und dieser Worte nicht entziehen.

Leiser, beschwörender und eindringlicher fuhr er schließlich fort: "Yolanda – ich werde mit Ihnen schlafen. Werde Sie umarmen und lieben und glücklich machen, wie nur ein afrikanischer Mann hier auf diesem schwarzen Kontinent eine Frau umarmen und lieben und glücklich machen kann! – Und Ihr Gatte ..." – dabei traf der Samtaugenblick ganz unvermittelt auch mich – "... Ihr Gatte wird uns beiden dabei zusehen!"

Ein Irrer, dachte ich. Ein Wahnsinniger. Der Kerl ist verrückt. Das meint der doch alles nicht im Ernst.

Aber er meinte es im Ernst, ganz offensichtlich, ganz hemmungslos und ohne Scheu.

Und wieder begann er mit seinen abgedroschenen Plakatüberschriften, mit seinen Reiseprospekt-Schlagzeilen von der lockenden, dunklen, sinnlichen, triebhaften Welt Afrikas, die er uns beiden dabei näher bringen würde. Allerdings verkaufte er diese Klischees ungemein erotisch, wohltönend und geschickt wie Zauberformeln.

Vor Einhundert Jahren, bei uns in Holland, ach was, vor fünfzig, vor dreißig, oder heute noch rund ums Mittelmeer, von Andalusien bis Istanbul, hätte ein Ehemann einen Aufdringling wie diesen auf einen solchen Vorschlag hin ungestraft erdolcht.

Aber ich bin schließlich Priester, absoluter Friedfertigkeit und einem unerträglichen Zölibat verpflichtet, und habe gegenüber dieser Frau, mit der ich verbotenerweise mein Privatleben teile, die Tage, die Nächte, das Bett und den Tisch, nicht die geringsten Rechte, und daher blieb ich merkwürdig gelassen, als er sich nun mit fadenscheinigen Kommentaren auch an mich wandte:

"Als Gatte dieser schönen Frau wissen Sie jetzt natürlich nicht, wie Sie reagieren sollen. Ein unkonventionelles, ein obszönes, skandalöses Angebot, ich weiß. Aber vergessen Sie einmal die Konvention: Sie müssen, wenn Sie ehrlich sind, zugeben, dass diese Idee Sie irgendwie erregt. Ihre weiße, blonde, schöne Frau in den Armen eines unbekannten, schwarzen Mannes. Nur einige Augenblicke lang, und in höchster Lust. Eine Lust, die Sie ihr gewissermaßen zum Geschenk machen werden. Ein Geschenk, das grenzenloses Vertrauen und vor allem Liebe in sich birgt. Mehr kann ein Mann für seine Frau nicht tun! Und anschließend ist sie wieder die Ihre. Liegt sie wieder in Ihren Armen. Kehrt heim nach einem dunklen Abenteuer wie aus einem verbotenen Traum. Haben Sie noch nie verbotene Träume gehabt?"

Ich dachte, ich hätte mich in den letzten zwei Wochen ein wenig an diese schwüle Hitze gewöhnt. Aber nun lief mir der Schweiß in Strömen aus der Achsel, über meine Brust, und mein Unterhemd klebte auf der Haut.

Irgendwo, landeinwärts, grollte dumpf ein nicht endender Donner. Die Palmwipfel bogen sich bereits unter den feucht-heißen Böen. Aber es fiel kein Regen. Kein Tropfen. Noch nicht. Es hätte vielleicht etwas Abkühlung gebracht. Und es hätte die Spannung aus der Atmosphäre genommen, die sich da unerträglich aufgebaut hatte. Merkwürdig: Selbst die Schreie der Papageien klangen plötzlich so unnatürlich grell und schrill.

Yolanda hatte ihren Blick gesenkt, als ginge sie das Ganze überhaupt nichts an. Sie malte mit der Spitze ihres Mittelfingers eine Spur in den feinen, gelben Sand, den der Wind auf die Platte des Tisches geweht hatte.

Die Samtaugen verschwanden wieder hinter der Spiegelbrille. Unser Besucher erhob sich.

"Sie brauchen Bedenkzeit. Ich verstehe." Er knöpfte sein Jackett wieder zu und zog die Manschetten korrekt aus dem Ärmel. Mit der Hand fuhr er über seinen modischen Sassoon-Haarschnitt. Den gab es neuerdings auch für schwarzes, krauses Haar, für Afrikaner der ‚upper-class'. Dann zog er die College-Krawatte fester und die Weste gerade – wo ich barfuß, in Shorts und Unterhemd, in profaner, weltlicher Tracht also, wie das in unseren Kreisen heißt, vor Hitze bereits umkam.

Er verbeugte sich leicht vor uns, und wieder gab ein diskret-spöttisches Lächeln die blitzende Reihe seiner schneeweißen Zähne frei.

"Ich komme zurück!" versprach er - oder besser drohte er. "Sagen wir, in etwa einer Viertelstunde. Möglicherweise werde ich Sie dann nicht mehr hier antreffen. Sie werden gegangen sein. Geflüchtet vor dieser Idee, die Sie erschreckt. Das wäre bedauerlich. Besonders für Sie selbst: Denn Sie werden dann nicht nur für die letzten Tage Ihres Urlaubs sondern für den Rest Ihres Lebens die Empfindung haben, Sie hätten etwas Außerordentliches versäumt."

Sein Lächeln verschwand, als er etwas leiser fortfuhr: "Vielleicht aber bleiben Sie auch, erwarten mich hier, weil Ihnen mein Vorschlag irgendwie gefällt. Dann bereiten Sie, bitte, einen Ihrer Traveller-Cheques für mich vor: 100 US-Dollar. Oder den Gegenwert in bar. Die Erfüllung von verbotenen Träumen hat ihren Preis."

Er ging. Verschwand zwischen blühenden Hibiskushecken und Bougainvilleen.

Der Donner kam näher. Die Wolkenwalzen türmten sich über uns. Aber es fiel immer noch kein Regen.

"Was hat er da gesagt?" Yolanda sah mich entgeistert an. Dabei ist ihr Englisch besser als meines. Sie unterrichtet nämlich auch in diesem Fach und musste ihn verstanden haben:

"Er will dir... äh... beiwohnen... wenn ich das richtig begriffen habe.

"Quatsch! Ja! Er will mich vögeln! Das hab' ich kapiert. Und du darfst ihm dabei zusehen ...!"

Das war knapp und klar und letzten Endes die Quintessenz dieser langen Geschichte.

"Aber was meint er mit dem Geld?"

"Einhundert US-Dollar. Ein Reisescheck. Sein Honorar." Ich erwartete eine entsetzte Reaktion. Aber Yolanda blieb gefasst und nahm es sehr sachlich:

"Eigentlich eher bescheiden." Sie taxierte Geschäfte dieser oder ähnlicher Art offenbar realistisch: "Hast du diese Herde alleinreisender Skandinavierinnen gesehen? Am Tisch gleich neben der Tür? Die haben doch ein ganzes Jahr auf diesen Urlaub gespart. Die zahlen sicher jeden Preis. Bei so einem Bild von Mann ...!"

Sie hatte vermutlich Recht: wenn man dieses uralte Spiel der lustvollen, menschlichen Paarung sportlich und professionell betreibt, lässt sich bekanntlich ein Vermögen machen.

"Aber weshalb besteht er darauf, dass ich, als dein Gatte, für den er mich hält, dabei bin und zusehe?"

"Wäre es Dir lieber, wenn es hinter Deinem Rücken geschieht? Wenn Du's nicht siehst? Nicht wüsstest? Nie erfahren würdest? Außerdem meint er, und sicherlich nicht zu Unrecht, es turnt dich an!"

Als hätte sie bereits zuviel gesagt, und vor allem zuviel gefragt, zuviel behauptet, verstummte sie abrupt. Wir schwiegen beide. Und das gab mir zu denken. Vor allem auch ihre Vermutung, es könnte mich 'anturnen', wenn dieser Kerl sie begattet.

Wir waren beide in den allerbesten Jahren. Wir sahen gut aus und führten heimlich, von einem gesunden Sexualleben abgesehen, eine ganz passable, und letzten Endes auch gottgefällige Ehe. Sollte der Zölibat fallen, noch am gleichen Tag hätte ich unsere Beziehung legalisiert!

Hätte ich es bereits jetzt beantragt und getan, meine Karriere, mein Job, wäre damit beendet. Automatisch. Ohne jede Abfindung und ohne Pardon. Dummerweise habe ich außer Theologie, außer der Frage nach Gott, nichts weiter gelernt.

Ich kannte Yolanda, seit sie mit siebzehn zum ersten Mal meine Kirche betrat. Sie sang ein Solo im Chor mit einem wunderbaren Mezzosopran. Ein Konzert ihrer Schule, an der ich Religion unterrichtete.

Ein Jahr später, nach bestandener Reifeprüfung, wurde sie meine Geliebte, bald darauf meine Gefährtin.

Sie war mir in all den Jahren absolut treu. Und ich bin sicher, sie hatte sich bisher noch nie nach einem Seitensprung gesehnt. Obwohl... Unser Altersunterschied beträgt fast zwanzig Jahre.

Dass für mich, in diesem Amt und in dieser ohnehin etwas schwierigen Situation einer unstatthaften Beziehung, günstige Konstellationen für weitere Abenteuer zwar ständig gegeben, aber als erwägenswerte Möglichkeiten völlig undenkbar sind, das versteht sich wohl von selbst.

Es gab bisher und in all den Jahren für uns keinen Grund, nicht über alles zu reden was uns bedrückt und bewegt. Uneingeschränkte Offenheit in allen Fragen war uns stets und immer ein inneres Bedürfnis. Allerdings war Sexualität kein Thema!

Und daher blieben wir auch, als plötzlich eine absurde Versuchung in unser Leben trat, erstaunlich stumm!

Die Stille, die uns umfing war erdrückend. Selbst die Papageien hatten aufgehört zu kreischen. Hockten in ihren Büschen und hielten offenbar den Atem an.

Nur dieser warme, regenverkündende Wind nahm ständig zu und rauschte durch die Palmwipfel. Und weit hinter den Bergen brodelte dumpf und vibrierend das Gewitter. Aber vielleicht war das auch nur die Brandung. Das Meer. Die Brecher der auflaufenden Flut. Unten zwischen den Klippen.

"Gehen wir ...?" fragte ich schließlich, "oder bleiben wir ...?"

Yolanda zuckte die Schultern und beobachtete intensiv einen Gecko, der unter Missachtung der Schwerkraft über die Fensterscheibe lief und einen unscheinbaren Schmetterling fing und verspeiste. Er kaute bedächtig und zuckende Insektenbeine ragten noch eine Weile aus seinem Maul.

Schließlich wandte sich Yolanda um, sah mich an und nagte an ihrer Unterlippe. Ein Zeichen äußerster Entschlusslosigkeit.

"Anständiger wäre es, jetzt zu gehen ..."

Ich stimmte ihr zu und nickte.

Aber wir standen nicht auf, gingen nicht, flüchteten nicht. Vielleicht lähmte uns auch nur die Hitze.

Wieder lastete das Schweigen zwischen uns und jeder durchblätterte die schmutzigsten Seiten seiner Phantasie, um festzustellen, inwieweit er durch dieses obszönes Angebot persönlich angesprochen sei.

So saßen wir also in unseren knarrenden Schaukelstühlen und wippten langsam vor und zurück, vor und zurück. Nur leider nicht im gleichen Takt.

Die Viertelstunde musste längst um sein.

Inzwischen fand ich es ausgesprochen beunruhigend, um nicht zu sagen skandalös, dass Yolanda, anstatt sofort nach dieser Offerte empört aufzuspringen und zu gehen, offenbar mit gewissen Gedanken spielte - und immer noch sitzen blieb.

Fand ich es denn wirklich beunruhigend? Oder erregte es mich – wie behauptet und prophezeit?

"Er wird gleich zurück sein ...!!" Ich bemühte mich, es wie eine allerletzte Warnung klingen zu lassen. Aber die Warnung verfehlte ihre Wirkung.

Yolanda sah mich an und lächelte. Schlimmer noch: Ihr Blick war so hinterhältig verschleiert, wie in unseren allerbesten Zeiten, als die obszönen Angebote noch ausschließlich von mir gekommen waren – und nicht von irgendwelchen fremden, schwarzen Männern – und sie mir mit Blicken dieser Art ihr lüsternes Einverständnis signalisierte.

Also stand ich auf.

"Du gehst?" fragte sie. Und es könnte sein, dass es enttäuscht klingen sollte.

"Ich hole nur den Scheck!"

Als ich zurückkam, hatte sie die Haare gelöst, die ihr nun friesisch naturblond und goldschimmernd bis auf die Schulter fielen.

Der schwarze Mann stand bereits vor ihr und lächelte sie an. Diskret und spöttisch, wie gehabt, und er genoss seinen Triumph.

Und Yolanda lächelte zurück. Wie ein Schulmädchen das einen farbigen Filmstar bewundert, der nun plötzlich leibhaftig vor ihm steht.

Der Filmstar spreizte seine Federn wie ein Pfau und hatte überraschenderweise sein Kostüm gewechselt: Er war nun endgültig in die Rolle eines stilechten, afrikanischen Stammesfürsten geschlüpft:

Die weite, weiße Toga, die er gegen seinen Seidenanzug eingetauscht hatte, war reich bestickt mit mythologischen Zeichen, Symbolen und Figuren. Der richtige Rahmen, ich gebe es zu, für eine imponierende, imposante, exotische Erscheinung. Der Medizinmann aus einem afrikanischen Musical in vollem Ornat. Ein Hoher Priester, bereit, mit einem willigen Opferkelch eine obskure Schwarze Messe zu zelebrieren. Wenn es um die Wirkung von Kult-Gewändern ging, da hatte ich Erfahrung, da kannte ich mich aus.

Der zusammengerollten Schirm in seiner einen Hand, das war allerdings ein Stilbruch, wie auch der geheimnisvolle, etwas schmuddelig abgegriffenen Lederbeutel in seiner anderen.

Er war auch nicht allein gekommen: Ihm zur Seite stand einer der uniformierten Boys des Hotels. Auf dem Tablett, das er in Schulterhöhe jonglierte, und das er nun auf ein Zeichen hin abstellte, schwamm in drei bauchigen Gläsern und in einer zartrosa Flüssigkeit ein buntes Früchtegemisch, umweht vom Duft nach Rum und gekrönt von einem winzigen Schirmchen aus gelbem Papier: 'Planter's Punsch', Yolandas ‚favourite drink'. Auch das hatte dieser Mann in diesen vierzehn Tagen in Erfahrung gebracht. Ich zollte ihm bereits meinen Respekt.

Und während Yolanda scheu den Kopf senkte, um mit ihrem Mittelfinger die Sand-Ornamente auf der Tischplatte zu ergänzen, wechselte ein Traveller-Cheque über 100 U.S.-Dollar diskret den Besitzer und verschwand in irgendeiner geheimen Falte der Toga.

"Sollten Sie oder Ihre Gattin nicht zufrieden sein, Sir ..." Yolanda blickte erschrocken auf, als er mich so unvermittelt flüsternd ansprach, "... dann erhalten Sie den Scheck natürlich zurück."

Diese Bemerkung fand ich ebenso fair wie zum Kotzen. Ich war plötzlich gereizt. Nervosität vielleicht, und Lampenfieber.

Die Konsequenzen dieser unmoralischen Vereinbarung, dieses widerlichen Handels, waren doch längst nicht zu Ende gedacht. Muß man geheime Begierden, vorausgesetzt, dass man sie überhaupt hat, offen oder verdrängt, unbedingt und um jeden Preis, und sei es auch nur für 100 Dollar-US, unbedingt realisieren wollen? Ist ein Ehemann weniger gehörnt, wenn ihm gestattet wird, dem Ereignis beizuwohnen und zuzusehen?

Werden, wenn dieser afrikanische Liebesakt tatsächlich so elementar sein sollte wie versprochen, von heute an neue Maßstäbe gesetzt, eingebracht in ein bisher durchaus zufriedenes, durchschnittliches, niederländisches Sexualleben der illegalen Art, und in Zukunft Vergleiche gezogen, die dann kaum zu meinen Gunsten ausfallen würden? Worauf, zum Teufel, lasse ich mich da gerade ein?

Muss denn, nur weil das Leben kurz und die Reise teuer ist, und man sich für ungeheuer aufgeschlossen, modern und tolerant hält, im Urlaub unbedingt fremd gegangen werden? Und wenn ja, warum dann ausgerechnet mit diesem verdammt sympathischen, gutaussehenden, hochgewachsenen, sportlich durchtrainierten, farbigen Profi in den allerbesten Jahren, der mir als Rivale unheimlich zu werden begann?

Brauchte der Kerl mich als Publikum für seine Show oder als Alibi? War ich gezwungen, ihm hinterher Beifall zu spenden und ‚Zugabe' zu rufen, oder ‚da Capo'? Wieso zum Teufel spiele ich hier eigentlich mit? Wie großzügig muss ein liebender Gatte heutzutage sein? Wie duldsam ein Priester? Und wie bescheuert?

Auch Yolanda hatte ganz offensichtlich so ihre Vorbehalte. Sie schien zumindest hochgradig irritiert. Ihr malender Mittelfinger zitterte verdächtig. Und die Muster auf dem Tisch, im angewehten Sand, hatten bizarre Formen angenommen.

Aber da reichte uns bereits unser Gast, wenn wir ihn einmal so nennen wollen, mit großer Geste je eines der Gläser und erhob das seine:

"Chirio, Skol, zum Wohl, Kandambliavé!" Und der Duft von dreierlei Sorten Rum und von tausend Blüten vertrieb relativ rasch einen großen Teil der Zweifel und Skrupel. Das Aroma von exotischen Früchten, dunkel, lockend, sinnlich, tat das seine, und schon nach den ersten, gierigen Schlucken wusste ich, dass wir gefangen waren in einem frivolen, obszönen, perversen Spiel.

Afrika! Abenteuer! Schließlich waren wir beide letzten Endes brave und verklemmte Spießer, ich ganz besonders, durch Beruf und Glauben geprägt, die endlich einmal etwas absolut Unkonventionelles, Verbotenes, Geiles erleben wollten und warum auch nicht ...!

Und fast hätte ich ausgerufen, als ich das zweite Mal das Glas erhob: ‚Auf ein gutes Gelingen!'

"Gehen wir hinein!"

Wir folgten unserem namenlosen Besucher in den winzigen Raum. Da war nur Platz für Kingsize-Bett, Tisch und die obligatorischen Bambus-Schaukelstühle. Und der Propeller über dem Bett drehte sich bedächtig und hielt die schwülheiße Luft in Bewegung.

Yolanda und ich standen unschlüssig neben der Tür und klammerten uns an die halbleeren Punsch-Gläser.

Fast hätten wir uns an den Händen gefasst, wie Hänsel und Gretel im Wald und im Angesicht der Hexe, um die Beklemmung, um nicht zu sagen ‚die Angst' vor dem Angekündigten, vor dem nun zu Erwartenden, bereits Bezahlten und nun offenbar nicht mehr zu Vermeidenden gemeinsam zu überstehen.

Aber schon wurden wir getrennt, wurden uns die Plätze für diese Lustbarkeit zugeteilt, die wir während der nun beginnenden Show unter keinen Umständen verlassen durften. Jedes Spiel hat so seine Regeln.

Ich wurde also in die Ecke auf einen dieser knarrenden Schaukelstühle verbannt.

Yolanda hockte auf dem ihr zugewiesenen Bettrand und beobachtete nun mit großen Augen und ängstlich hochgezogenen Schultern die letzten Vorbereitungen.

Die Jalousetten an den beiden Fenstern schlossen sich bis auf einen schmalen Spalt. Das graue Licht dieses gewittrigen, verhangenen Mittags wurde so zu der düsteren, geheimnisvollen Dämmerung, die unserem Gast geradezu schemenhafte Konturen verlieh.

Er genoss seine Inszenierung. Und er ließ sich Zeit. Jede seiner Gesten schien kalkuliert. Jeder seiner Schritte, jede Bewegung strahlte Würde aus.

Die spiegelnde Brille wurde abgenommen, zu dem Schirm auf den kleinen Tisch gelegt und der mitgebrachte Leder-Beutel geöffnet. Eine große Plastikflasche, die eine milchige Flüssigkeit enthielt, kam zum Vorschein und ein Kassettenrecorder. Und plötzlich war der Raum erfüllt mit dem Rhythmus von Bongos und Trommeln. Kehlige, vielstimmige Laute mischten sich darunter, erst einzeln, dann im Chor und der große, schwarze Medizinmann baute sich vor Yolanda auf, die sich in ihr Schicksal ergeben hatte, um sie seinen Göttern als Opfer darzubringen.

Die Ringe, die goldene Rollex samt ihrem 24-Karat-Armband funkelten durch die Düsternis, als die schmalen, schwarzen Hände beruhigend und fast zärtlich durch das so bewundernswerte, lange, goldschimmernde Haar fuhren.

Da sank der schwarze Mann vor der weißen Frau überraschend auf seine Knie, ergriff mit den Fingerspitzen, vorsichtig, fast scheu, den unteren Saum ihres T-Shirts – und zog ihn langsam, sehr langsam, Zentimeter um Zentimeter, nach oben, über ihre heimlich am Strand gesonnten Brüste hinweg, über Hals und Schulter, schließlich über ihr Gesicht. Und ebenso langsam erhob sie die Arme und gab das Kleidungsstück frei.

Und mit diesem winzigen Stück Stoff, das er so ohne Gegenwehr erbeutet hatte, wischte er sich, weil es als erotische Geste wohl zu diesem sinnlichen Ritual gehörte, den Schweiß erst von seiner Stirn, von den Augenlidern, von den Lippen – und dann von ihren Brüsten.

Und wieder einmal verfluchte ich unsere Idee, nicht rechtzeitig geflüchtet zu sein.

Da erhob sich unser Gast zu seiner vollen Größe, öffnete die weite, weiße, reichbestickte Toga und ließ sie hinter sich fallen. Er war nackt darunter. Nackt und unendlich schwarz. Nackter und schwärzer kann ein Afrikaner, von Ringen und Rollex einmal abgesehen, nicht sein.

Interessante Details waren in diesem Zwielicht nicht auszumachen, obwohl ich mir von diesem Augenblick fundamentale, oder zumindest vergleichende Erkenntnisse versprochen hatte.

Da war nichts, was mir Furcht oder Komplexe hätte einjagen können, nichts, was eine sensationelle Beschreibung wert gewesen wäre, außer eben auch hier: unendliche Schwärze.

Das war nun der Augenblick der rätselhaften Plastikflasche mit der milchigen Flüssigkeit. Unser nackter Besucher öffnete sie und begann, während sein Körper sich im Takt der an- und abschwellenden Trommelschläge wie im Trance hin und her wiegte, in lasziver Ruhe die schwarze Haut zu salben. Und außer Bongorhythmen und kehligen Stimmen erfüllte nun ein intensiver Sandelholzgeruch den Raum.

Er salbte mit Hingabe seine schlanken Hände, die muskulösen Arme, sein Gesicht, den breiten Brustkorb, seine Schenkel, schließlich sehr eingehend, sehr intensiv sein Glied. Und es war nicht zu leugnen, dass diese Art der Behandlung seinem gut durchtrainierten Ebenholzkörper zusätzlich einen gewissen Glanz verlieh.

Yolanda kauerte vor ihm, keine drei Schritte von ihm entfernt, auf der niederen Bettkante, die Arme scheu vor ihren Brüsten gekreuzt, und wandte keinen Blick von diesem ihr persönlich gewidmeten Schauspiel.

Als er, die offene Plastikflasche immer noch in der Hand...

...Verzeihung, aber es kann in dieser Situation und nach der intensiven Behandlung durch die ölige Sandelholzmilch nicht verschwiegen werden: Als er also mit eregiertem Glied, das in einem goldschimmernden Kondom verschwunden war, langsam auf sie zu trat, schloss sie die Augen, rang nach Luft und wich entsetzt zurück.

Das nun folgende Kapitel einfach zu überspringen, wäre dem Chronisten das Liebste. Was wird schon geschehen sein, was der Leser nicht bereits ahnt? Das uralte Spiel, jedem mehr oder weniger vertraut, nahm eben irgendwann seinen Anfang, kulminierte, und kam irgendwann zu einem glücklichen Ende.

Warum die Phantasie mit einer detaillierten Schilderung der Ereignisse, die sich so ziemlich jeder selbst und auf seine Weise ausmalen kann, in wohlformulierte Bahnen pressen? In die Abstraktheit einer trockenen, mehr oder weniger literarischen Sprache?

Warum den Voyeur zu den Peinlichkeiten einer exakten Beschreibung zwingen, die ihn schließlich zu einem Bekenntnis, zum Eingeständnis einer gewissen Lüsternheit provozieren muss?

Die Ereignisse nahmen jedoch eine plötzliche und überraschende Wendung und zwar in Gestalt von Yolandas Körper.

Eben noch zusammengekrümmt, die Schultern krampfhaft nach oben gezogen, die nackten Brüste, soweit dies bei deren reizvollem Volumen überhaupt möglich war, mit den Händen züchtig verhüllt, bog sie sich, zurückweichend, nach hinten, weiter und immer weiter, ließ sich schließlich fallen und wandte sich ab. Drehte ihr Gesicht, ihren Oberkörper nach unten. Presste sich schutzsuchend gegen die Matratze und verkrallte sich mit den Händen, aus denen jegliches Blut gewichen war, und mit weit ausgebreiteten Armen in das Laken.

Da lag sie nun. Ein überaus ansehnlicher, wenn auch unnatürlich verwundener und verdrehter Rücken-Akt, das Gesicht zwischen Kissen und blonder Haarflut vergraben. Und war nur noch ‚Das Weib', ‚Die Frau' schlechthin. Unbekannt. Anonym. Und fremd.

Der Voyeur nimmt nun das gleiche Recht für sich in Anspruch und wird, zumindest während dieses delikate Kapitels, ebenfalls nur noch in der Anonymität einer Dritten Person über sich und seine Empfindungen berichten und die heikle Situation, die sich ohne Zweifel zuzuspitzen begann, objektiv und mit einer gewissen Distanz beschreiben.

Heisere, kehlige Rufe, das langsame Creszendo eines Chores, Männer und Frauen getrennt und im brünstigen Wechselgesang einer exotischen Begattungszeremonie, stimulierten nun die angespannten Nerven der ‚Frau', des ‚schwarzen Mannes' und des ‚Voyeurs' mit erregenden Bongorhythmen und dem Dröhnen schwerer, dumpfer Trommeln.

Und während sich die Frau immer tiefer in Kissen und Laken verkroch, beugte sich der nackte Medizinmann über sie und sprühte reichlich weißliche Spritzer von Sandelholzmilch auf den bereits leicht sonnengebräunten Rücken, der unter den schwarzen Händen, die vorsichtig und zart mit kaum wahrnehmbaren Vibrationen Muskeln und Verspannungen lösten, erschreckend weiß erschien, wie die Haut einer Toten.

Aber nun kehrten unter kundigen Berührungen und dem tastenden Tanz der Fingerspitzen die Lebensgeister zurück. Die Leichenstarre wich seltsamen, wiegenden Bewegungen. Der eben noch leblose Körper hob und senkte sich den Händen entgegen. Magie? Hexerei? Vielleicht.

Vielleicht aber auch bewirkten die Hände des Medizinmannes das Wunder auf die gleiche Weise, wie seit Jahrmillionen Hände in dieser und in ähnlichen Situationen scheinbare Wunder der Verführung bewirken.

In das Dröhnen der Trommeln, in die Klänge der beginnenden Ekstase des Chors, mischte sich nun ein weiterer, befremdlicher Ton: Der Medizinmann sang. Ein leises, tiefes Summen begleitete seine Bemühungen.

Sandelholzmilch floss über Nacken und Arme, über Rücken, Gesäßbacken und Schenkel, denn irgendwann, wie beiläufig, waren die nutzlosen, störenden Shorts abgestreift worden.

Der Voyeur dachte schon, für eine professionelle Massage dieser Art, auch wenn sie in der Lage sein sollte, stärkste Verspannungen der Muskeln und der Seele zu lockern, sind 100 US-Dollar ein wenig üppig, als der Medizinmann mit einem langsamen, zielgerichteten Griff unter das Becken, den Körper der Frau ein wenig nach oben zog, sie also aus der liegenden Stellung in eine kniende beförderte, was ihm ermöglichte, auch die ihm bisher abgewandte Seite, Scham, Bauch und Brüste, behutsam, sorgfältig und gewissenhaft in die Salbung mit der Sandelholzmilch einzubeziehen.

Einige dieser Partien natürlich intensiver als andere.

Da kniete nun dieses Weib auf diesem Kingsize-Bett, die Ellenbogen aufgestützt, das Gesicht hinter herabhängenden, blonden Haaren verborgen, also unbekannt, fremd, anonym, in ihrer aufreizenden Weißhäutigkeit, und bot ihr wohlgeformtes Hinterteil dar, höchst unabsichtlich wenn auch unwiderstehlich einladend für den dicht hinter ihr knienden, schwarz-glänzenden Mann, der seine Erregung nun nicht mehr länger verbergen konnte.

Wiederum erspart sich der Voyeur eine detaillierte Beschreibung, obwohl dieser allerletzte, ultimative Augenblick des Vorspiels einer genaueren Beachtung durchaus wert gewesen wäre. Es blieb auch gar keine Zeit für Abschweifungen irgendwelcher Art, denn in dieser Urstellung aller Urstellungen geschah es dann schließlich.

Langsam, unendlich langsam, während die Trommeln zu rasen begannen, schob sich der schwarze Körper an die vor ihm kniende weiße Gestalt heran, dichter und immer dichter, glitten schwarze Hände über Lenden und Hüften hinweg, weiter und weiter, fanden schließlich an ihren Schultern Halt.

Sie zuckte nur kurz, bei der intimsten aller möglichen Berührungen, warf den Kopf zurück, atmete kurz und heftig ein, verstört und erstaunt. Und blieb trotzdem stumm.

Während sich sein Rücken bog, um sich noch intensiver an sie zu pressen, und ihn dabei ein leises Zittern durchlief.

Draußen, im Dämmerlicht hinter den Jalousien, kreischten nun wieder die Papageien und die langerwartete Regenflug prasselte auf das Dach.

Und der Voyeur in seinem Schaukelstuhl war erstarrt, krallte sich mit der linken Hand an das Bambusrohr, klammerte sich mit der rechten an ein Glas, halbvoll mit schal gewordenem Punsch, und bekannte sich schließlich zu einer geradezu schmerzlichen Erektion, von der er nicht wusste, wie lange sie ihn schon heimgesucht hatte.

Das Schauspiel behielt seine animalische Faszination. Aber anders als der Voyeur es von diesem wilden dunklen lockenden Afrika erwartet hatte, vollzog sich dieser elementare Akt nicht in brünftiger Raserei, sondern im Zeitlupentakt langsamer, gedehnter Bewegungen, im Kontrast auch zum hektisch dröhnenden Wirbel von Trommeln und Bongos und dem sich ständig steigernden Stakkato der heiseren, ekstatischen Schreie des Chors.

Irgendwann, jegliches Zeitgefühl war Akteuren wie auch dem Voyeur abhanden gekommen, ergab sich ebenso langsam und unauffällig ein Wechsel in der Konstellation, im Arrangement der beiden Körper: Die weiße Frau hatte sich dem schwarzen Mann zugewandt, bekannte sich nun zu ihm und zu dieser Begattung.

Weiße Hände tasteten über einen schwarzen Rücken. Schwarze Hände liebkosten Alabaster-Brüste. Weißschwarzweiß schmiegte sich Haut an Haut, spreizten und verknoteten und verschränkten sich schwarzweißschwarze Glieder. Und während die Trommeln sich beruhigten, die heiseren Rufe verebbten, steigerte sich der Rhythmus der beiden Körper.

Einige, ihm lang vertraute Töne brachten den Voyeur in die Realität zurück: Ein gurrendes Lachen, das jahrelang nur ausschließlich ihm gegolten hatte, entpuppte sich als lediglich situationsbedingt. Ebenso wie das schrille geile seufzende stöhnende sirrende Brummen, das, wie er vermutete, nur seiner Yolanda eigen war.

Es kam offenbar auch ohne sein direktes Zutun, auch bei der intensiven Bemühung Dritter zustande.

Und schließlich auch das, was sie beide immer scherzhaft, und sich stets selbst etwas peinlich veralbernd, Yolandas ‚letzten Urschrei' nannten.

Das Aufbäumen zweier Körper. Für wenige Herzschläge lang gespannt wie die Saiten eines Bogens. Dann fiel diese Spannung in sich zusammen. Bewegungslosigkeit. Agonie. Koma.

Und in der plötzlichen, überraschenden Stille das langsam verklingende Keuchen einer versiegenden Atemlosigkeit.

Schwarze Atemlosigkeit. Weiße Atemlosigkeit.

Miteinander vermischt und kein Unterschied!

Außerdem: Der Voyeur gratulierte insgeheim zu dem perfekten Timing. Auch die Kassette war zu Ende.

Über dem Bett drehte sich immer noch träge der Propeller, beförderte außer Sandelholzduft auch die süßliche Ausdünstung eines fremden und die eines vertrauten Körpers durch den Raum. Die Hitze weißer und schwarzer Haut. Dazu die Düfte der Sünde, wie sie beide es immer nannten. Aber den Voyeur störte es nicht.

Der saß immer noch fasziniert und erstarrt in seinem Schaukelstuhl, der kein einziges Mal geknarrt hatte, weil er die ganze Zeit über in der Schwebe gehalten worden war, und versuchte das eben geschaute Urerlebnis zu begreifen.

Und er beschloss über die 'Beichtwürdigkeit' des eben gesehenen sündhaften Treibens bei Gelegenheit, zumindest nicht jetzt, in einer weniger emotionsbelasteten, stillen Minute nachzudenken.

Ein schweißnasser schwarzer Körper verschwand unter einer weißen, weiten, reichbestickten Toga, Samtaugen hinter Spiegelbrille, Kassettenrecorder und Sandelholzmilch in einem Lederbeutel. Der Medizinmann schließlich als Ganzes, nachdem das Opfer gebracht, das Ritual erfüllt worden war, unter dem aufgespannten Schirm.

Denn draußen rauschte noch immer der Regen.

Ein Lächeln, ein Gruß. Die beiden Leute aus Dordrecht an der Maas waren wieder allein. Gewissermaßen‚ ',unter sich'.

Der Voyeur streckte die steifen, starren Beine, stand auf und wagte vorsichtige Schritte in Richtung Bett. Und dabei verwandelte er sich wieder in mich. In die erste Person Einzahl.

Yolanda lag stumm und abgewandt, eingesponnen in zerknülltes Laken, das sie mit einer langsamen Geste schamhaft über ihren nackten Körper zog, das Gesicht immer noch hinter verwilderten Haarsträhnen verborgen und stellte sich tot. Erschöpft konnte sie nicht sein, das widersprach ihrem Naturell und meiner Erfahrung. Eher, und in gewisser Weise, verunsichert.

Sie wusste ja nicht, wie ich nun reagieren würde.

Langsam strich ich über ihren Rücken, den ich heiß und feucht unter dem dünnen Laken spürte. Meine Finger wanderten weiter und kraulten sie am Nacken, den ich irgendwo dort oben unter dem Wust blonder Haare vermutete.

Ich fasste nach ihrer Hand, die überraschend von irgendwoher aufgetaucht war, hielt sie fest und ließ sie nicht mehr los. Altvertrautes, stummes Zeichen der Übereinkunft.

‚Wie war es', hätte ich fragen können. Als wenn ich es nicht selbst gehört und gesehen hätte. ‚Wie war es?' hätte sie eher mich fragen müssen, den Beobachter, den Voyeur. Aber da gab ich ihr vorsorglich bereits die Antwort: "Yolanda... Du warst irrsinnig aufregend, du warst fantastisch! Einfach 'gut'!"

Da öffneten sich irgendwo unter dem blonden, zerzausten Schopf zwei hellblaue Augen und altbekannte Lachfalten signalisierten mir, was nun gleich passieren würde. Und als sie losprustete, einfach lachte, lachte, lachte, scheinbar sinnlos und irrwitzig und ohne Grund, und als dabei die Anspannung von ihr abfiel, da lachte ich mit. Nicht ganz so laut. Nicht ganz so hemmungslos und so aus tiefster Seele. Schließlich war ich nur ein Voyeur gewesen. Ein lüsterner Zuschauer, weiter nichts. Zur Teilnahmslosigkeit verurteilt. Verspannt, verklemmt von der Erstarrung. Aber da war keine schwarze Schönheit zur Stelle, um mich, was ich gerechterweise hätte verlangen können, mit Sandelholzmilch zu massieren.

Aber da war Yolanda. Und sie war mir auf ihre Weise behilflich, die Spannung abzubauen, die mich in jeglicher Beziehung steif gemacht hatte und starr. Und wir umarmten uns zärtlich trotz Sandelholzduft, und was sonst noch alles an den schwarzen Ebenholzmann erinnern mochte.

Der Regen hatte irgendwann aufgehört, die Monsunwolken waren abgezogen, hatten sich aufgelöst und ein dampfendes Land zurückgelassen. Eine tiefstehende Abendsonne schien durch die Spalten der Jalousetten und zauberte auf der Grasfasertapete blutrote Muster.

Langsam wurden wir wach, tappten nackt und benommen durch den Raum, standen lang und immer noch erschöpft gemeinsam unter der kalten Dusche und klammerten uns aneinander, damit keiner dem anderen verloren ging.

"Eigentlich finde ich es fantastisch ..." begann Yolanda. "Da ist dieser Kerl, dessen Namen ich nicht einmal weiß, seit zwei Wochen hinter mir her. Ausgerechnet hinter mir. Wo's doch blonde Urlauberinnen im Dutzend gib, jünger als ich und ohne Anhang und so. Belauert uns am Strand, beim Schwimmen, beim Essen. Ich habe ihn sicher schon ein Dutzend Mal gesehen. Aber ich kann mir diese schwarzen Gesichter einfach nicht merken. Und endlich hat er nun den Mut gefasst und zieht dann so eine Schau ab. Ausgedacht extra für mich. Wenn das nicht grenzenlose Verehrung ist! Verlangt sogar noch Geld von dir, das er sicher nicht nötig hat, hast du die Rollex und die Ringe gesehen, kassiert Honorar, ist das nicht irre, damit man nicht merkt, wie unheimlich scharf er auf mich ist, tarnt sich als ..., nawieheißtdasdochgleich bei Männern, als so'ne Art ‚käuflicher Kavalier', ja? Gigolo! Lässt dich sogar zusehen, bezieht dich mit ein, damit du ihm und mir nicht böse bist, und so etwas muss mir passieren, und keinem kann ich das erzählen, oder was meinst du?"

"Besser nicht, Yolanda ...! Besser, du erzählst es nicht ...!"

Nicht der besten Freundin und niemanden in meiner Gemeinde. Ich liebe nämlich, noch immer, meinen Beruf!

Sie ließ sich das Wasser der Dusche in den offenen Mund sprühen und prustete los. "Ob er noch mal auftaucht? Ob wir ihn wiedersehen?"

"Ich weiß es nicht, Yolanda. Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht ... Vielleicht auch nicht!"

Die Nacht fiel über das immer noch heiße Land, und durch den Park erklangen, melodisch abgestimmt, die Gongs der Boys, die Zimbeln und Schellen: ‚Dinnertime'.

Wir waren bereits ‚gestiefelt und gespornt', wie Yolanda das nannte. Sie in einem entzückenden, knappen, weißen Kleid aus einem fast durchsichtigen Baumwollstoff, die Haare aufgelöst und mit dezentem Make-up. Ich im formellen Dinner-Jackett. Nein, man sah uns beiden das Abenteuer nicht an. So gingen wir, sie eng eingehakt an meiner Seite, die schmalen Plattenwege entlang, unter den sich wiegenden Wipfeln der Palmen, an den duftenden, blühenden Hecken vorbei. Über den Lampen schwirrten Millionen und Milliarden von Insekten und die Geckos schnappten sich, was immer sie erhaschen konnten.

Bevor wir die Terrasse des Hotels erreichten, kamen wir an dem Bungalow des netten Ehepaars aus Kopenhagen vorbei. Die aßen für gewöhnlich an unserem Nebentisch. Aber nun werde ich den Verdacht nicht los, dass dieser Tisch heute Abend ausnahmsweise frei bleiben würde!

Obwohl die Gongs nicht zu überhören gewesen waren, hockten die beiden noch immer in Buschhemd und Shorts unter dem Vordach und weitgehend im Finstern. Und sie waren nicht allein!

Yolanda hatte offenbar nichts gesehen, nichts bemerkt, die Situation gar nicht erst zur Kenntnis genommen.

Aber er saß wirklich dort! Es gab keinen Zweifel. Dem Paar gegenüber. Und mit dem Rücken zu uns: ein schwarzer Mann in einer weißen, weiten, reichbestickten Toga.

Welche bewundernswerte, beneidenswerte Konstitution.

Denn während die junge, blonde Frau, etwas verlegen wie es schien, rund um ihr Punschglas Linien in den Sand zeichnete, den der Wind als dünne Schicht auf die Tischplatte geweht hatte – unterschrieb ihr Gatte gerade einen Scheck.